Ruth Schröck auf der 30-Jahre Feier der DGP in Berlin

Pionierin der deutschen Pflegewissenschaft verstorben

Am 30.12.2023 ist die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ruth Schröck im Alter von 92 Jahren verstorben.

Ruth Schröck war die erste Professorin für Pflegewissenschaft in Deutschland sowie Mitbegründerin und erste Vorsitzende des 1989 gegründeten Deutschen Vereins zur Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung aus dem im Jahr 2005 die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP) hervorgegangen ist.

Diese Gründung erfolgte auf Initiative von 12 lehrenden und leitenden Pflegepersonen, eine von ihnen Ruth Schröck. Zu diesem Zeitpunkt existierte in der damaligen BRD noch kein pflegespezifischer Regelstudiengang. Die Gründung des DV Pflegewissenschaft erwies sich als wichtiger Impuls für die sich entwickelnde akademische Pflege in Deutschland [1,2,3].

Ruth Schröck wurde am 7. Juli 1931 in Berlin geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Biologie an der FU Berlin, absolvierte sie in Bristol (Großbritannien) eine Ausbildung zur Krankenschwester und psychiatrischen Fachkrankenschwester. Daran schloss sie ein pflegewissenschaftliches, philosophisches und sozialwissenschaftliches Studium in Edinburgh an. Nach dem Abschluss als Master of Arts promovierte sie 1981 an der Universität Edinburgh zum PhD. Sie lehrte und forschte anschließend an verschiedenen schottischen Universitäten.

In der BRD wurde Ruth Schröck 1987 die erste Professorin für Pflegewissenschaft. Ihr Engagement in Deutschland setzte sie weiter fort, indem sie 1997 an der Universität Witten/Herdecke den ersten universitären Lehrstuhl für Pflegewissenschaft besetzte und das erste deutsche Postgraduiertenprogramm (zu Beginn von der Robert Bosch Stiftung gefördert) aufbaute. Ruth Schröck leitete dieses Programm auch nach ihrer Emeritierung bis 2006 und betreute noch bis 2022 Promovierende.

Neben wissenschaftstheoretischen und pflegegeschichtlichen Fragestellungen galt Ruth Schröcks Interesse stets der Pflege als Praxisdisziplin. Im Mittelpunkt der Pflege stand für sie daher stets der pflegebedürftige Mensch als Adressat:in pflegerischer Leistungen. Richtungsweisend waren hierbei ihre Arbeiten zu noch heute gültigen Konzepten zur Unterstützung der Alltagskompetenz von chronisch kranken Menschen. Ruth Schröck engagierte sich national und international für die Weiterentwicklung der Pflegewissenschaft. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung des „European Network for Doctoral Nursing Programmes“ an der University of Surrey, das auch deutsche Pflegewissenschaftler:innen in ihrer Entwicklung unterstützte [1].

Als Pionierin der Pflegewissenschaft in Deutschland, konnte Ruth Schröck nicht auf nationale Vorarbeiten oder Vorbilder zurückgreifen. Sie war daher auf ihre Visionen, ihr Engagement und ihre Tatkraft angewiesen und schuf so die Voraussetzung zur Entwicklung und Gestaltung der Pflegewissenschaft und akademischen Pflege in Deutschland. Zahlreiche Hochschullehrer:innen haben Ruth Schröck ihre pflegewissenschaftliche Prägung zu verdanken.

2017 erhielt Ruth Schröck das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und damit durch den Bundespräsidenten die angemessene Würdigung ihrer herausragenden Rolle für die Entwicklung der deutschen Pflegewissenschaft.

Im Mai 2019 feierte die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft ihr 30jähriges Bestehen. Zur Festveranstaltung in der Landesvertretung NRW in Berlin reiste Ruth Schröck eigens aus Edinburgh an und sprach ein Geleitwort. Sie zeigte sich erfreut über die Entwicklung und vielfältigen Aktivitäten der DGP seit ihrer Gründung, merkte aber auch an, dass die Pflegewissenschaft in Deutschland insgesamt noch zu wenig in der Pflegepraxis verankert sei und daran weitergearbeitet werden müsse. „Es gibt keinen Grund nichts zu tun“ ist ein Zitat von Ruth Schröck, das bezeichnend ist für ihr stets waches politisches Bewusstsein und ihre Haltung, in keiner Situation zu resignieren, sondern Wege für Lösungen zu suchen und die eigene Meinung zu vertreten [4].

Aufgrund ihrer Verdienste für die Pflegewissenschaft wurde Ruth Schröck die Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP) verliehen. Die DGP wird ihr ein ehrendes Gedenken bewahren.

Duisburg, 06.01.2024

Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP)

 

Referenzen

[1] Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP) (2017): Bundesverdienstkreuz für Ruth Schröck – Erste Professorin für Pflegewissenschaft in Deutschland sowie Mitgründerin und erste Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP). Duisburg. Online verfügbar unter https://dg-pflegewissenschaft.de/wp-content/uploads/2017/10/Text-Bundesverdienstkreuz-Ruth-Schr%C3%B6ck-FINAL.pdf, zuletzt geprüft am 05.01.2024.

[2] Bartholomeyczik, Sabine (2017): Zur Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland – eine schwere Geburt. In: Pflege & Gesellschaft 22 (2), S. 101–118.

[3] Bartholomeyczik, Sabine (2019): Über die Anfänge der DGP: Die Gründung des Deutschen Vereins zur Förderung von Pflegewissenschaft und -forschung (DVP) vor 30 Jahren. In: Pflege & Gesellschaft 24 (1), S. 5–18.

[4] Schädle-Deininger, Hilde; Elsbernd, Astrid; Zegelin, Angelika (2013): Ruth Schröck „Es gibt keinen Grund nichts zu tun“. Ausgewählte Werke, Anekdoten und Begegnungssplitter. 1. Aufl. s.l.: Verlag Hans Huber.

>>> als pdf downloaden