Am 30. November 2020 ist im Alter von 87 Jahren mit Juliane Juchli eine der großen Persönlichkeiten der professionellen Pflege im deutschsprachigen Raum verstorben. Bis zuletzt war Juchli unermüdlich als Rednerin und dabei als Verfechterin einer professionellen Pflege aktiv. Nun ist sie in diesem besonderen Jahr 2020, dem Jahr der Pflegenden, aber auch dem Jahr der COVID-19-Pandemie an den Folgen einer SARS-CoV-2-Erkrankung gestorben.

Wir gedenken Liliane Juchli als Wegbereiterin einer geplanten, systematischen und strukturierten Pflege in Deutschland. Viele Generationen Pflegender haben auf Basis des von ihr herausgegebenen Lehrbuchs „Allgemeine und spezielle Krankenpflege“, gemeinhin als „Die Juchli“ bekannt, ihre Pflegeausbildung bestritten und auf Grundlage der „Aktivitäten des täglichen Lebens“ gelernt, Pflege als Prozess zu verstehen. Juchli brachte uns nahe, dass Pflege nicht primär von der medizinischen Diagnose und den Therapieschemata aus zu denken ist, sondern von den Bedürfnissen und Bedarfen der Menschen mit Pflegebedarf.

Liliane Juchli war Lehrerin und Didaktikerin. Sie hat aber auch Generationen von Pflegewissenschaftler*innen im deutschsprachigen Raum geprägt, als Vordenkerin einer Theorie-basierten, „ganzheitlichen“ und v.a. menschlichen Pflege.

Das Ziel von Pflegewissenschaft als „klinischer“ Wissenschaft sollte das Streben nach der Verbesserung der pflegerischen Versorgung sein und somit sind stets die Menschen mit Pflegebedarf der Beginn und das Ende pflegewissenschaftlicher Aktivitäten. Damit ist Juchli durchaus eine Wegbereiterin der Evidenz-basierten Pflege, die ebenfalls im Kern die qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung unter Berücksichtigung der Präferenzen der zu pflegenden Menschen sieht.

Für die heutige Generation Pflegender und pflegewissenschaftlich Tätiger ist Wissenschaft und Forschung als Grundlage des Pflegeprozesses und pflegerischen Handelns unverzichtbar. Hierfür hat im deutschsprachigen Raum Liliane Juchli den Weg geebnet.

Für den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft

Prof. Dr. Sascha Köpke, Vorstandsmitglied