Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP) wird derzeit eine S1-Leitlinie zur „Sozialen Teilhabe und Lebensqualität in der stationären Altenhilfe unter den Bedingungen der Covid-19 Pandemie“ entwickelt. Bis Mai 2020 sollen erste Handlungsempfehlungen für die stationäre Altenhilfe vorliegen. Diese multidisziplinäre Leitlinie ist die erste, von der DGP als federführende Fachgesellschaft verantwortete Leitlinie unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). „Neben der aktuell hochrelevanten Thematik bildet sie zugleich einen wichtigen Meilenstein in der Leitlinienarbeit der DGP ab, die seit mehreren Jahren in ehrenamtlicher Zusammenarbeit mit den Leitliniendelegierten und den Leitlinienkoordinatorinnen der DGP stetig weiterentwickelt wurde“, sagt Prof. Dr. Erika Sirsch, die neben Prof. Dr. Daniela Holle, Leitlinienbeauftragte der DGP ist. Zudem ist Frau Prof. Dr. Margareta Halek (Universität Witten/ Herdecke) beteiligt, sie hat mit Prof. Dr. Daniela Holle die Koordination übernommen.
Schlüsselfragen dieser Leitlinie sind: Wie lässt sich soziale Teilhabe und Lebensqualität von Bewohner*Innen bei bestmöglichem Infektionsschutz für Bewohner*Innen, Angehörige und Mitarbeiter*Innen sichern? Wie lässt sich soziale Teilhabe und Lebensqualität beim Verdacht einer Infektion sichern? Wie lässt sich soziale Teilhabe und Lebensqualität bei einer bestätigten Infektion sichern? Wie sollte Kommunikation innerhalb einer Einrichtung, nach außen oder von extern in eine Einrichtung gestaltet sein, um soziale Teilhabe und Lebensqualität zu sichern? Wie können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin unterstützt werden, die empfohlenen Maßnahmen zur Förderung der sozialen Teilnahme und Lebensqualität im Umgang mit Pandemiemaßnahmen umzusetzen?
Nähere Informationen zur Leitlinienarbeit der DGP finden Sie unter: https://dg-pflegewissenschaft.de/leitlinien-2/
weitere Details zur Leitlinie unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/184-001.html
Liebe Frau Ullmann,
erzlichen Dank für die klaren, eindrucksvollen Worte! Seit sehr vielen Jahren engagiere ich mich im Bereich der Pflege, setze mich dabei für deutliche Verbesserungen für Patienten und pflegebedürftige Menschen ein. Auch ich bin als Angehöriger (bevollmächtigter Sohn meiner längst verstorbenen meiner Eltern) mit den Widrigkeiten des Systems und der Willkür mancher zuständigen Stellen konfrontiert worden. Meine schmerzliche Erfahrung: „Alleine bist Du nichts, gemeinsam bist Du mehr“!
Deshalb bin ich inzwischen sehr gut bundesweit vernetzt mit verschiedenen Organisationen und Verbänden, aber auch mit diversen Wissenschaftlern, Hochschulen und Unis. Und ich bin sehr froh und stolz, dass wir es als Angehörige und Betroffene erstmals geschafft haben, an dieser Leitlinie beteiligt worden zu sein (s. Impressum d. Leitlinie) und meine Presse-Info unter http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?topic=2561.0
Ob und was diese Leitlinie bewirken wird, bleibt abzuwarten. Aber es ist gut, dass es solche Empfehlungen für die in der Pflege handelnden gibt. Sie müssen „nur noch“ lesen und umsetzen …
Herzliche Grüße
Reinhard Leopold c/o HEIM-MITWIRKUNG
Unabhängige Selbsthilfe-Initiative für Pflegebetroffene
– Regionalbeauftragter BIVA-Pflegeschutzbund –
Rembertistraße 9
28203 Bremen
Tel.: 0421 / 33 65 91 20
eMail: info@heim-mitwirkung.de
leopold@biva.de
Internet: http://www.heim-mitwirkung.de
http://www.biva.de
Aus der Perspektive einer Angehörigen möchte ich mich zunächst dem Vorkommentar von Frau Leichtenschlag anschließen. Herzlichen Dank für Ihre klaren Worte. Es tat sehr gut, eine solche Aussage von Seiten einer professionell mit Pflege Befassten zu lesen!
Ich möchte darüber hinaus hinzufügen: Nicht nur das Recht der Bewohner auf menschlichen Kontakt / soziale Teilhabe wird momentan mit Füßen getreten. Auch ihr Recht auf adäquate medizinische Versorgung, Beschäftigung und Bewegung ist seit Mitte März vielerorts weitgehend abgeschafft. Weil heiminterne Beschäftigungs- und Bewegungsangebote nahezu eingestellt wurden (das RKI empfiehlt ja Kleinstgruppen, dadurch reduziert sich – bei gleichbleibendem Personalschlüssel – die Zeit, in der einzelne Bewohner Angebote wahrnehmen können, zwangsläufig drastisch). Weil vielerorts, egal ob eine diesbezügliche Landesverordnung es vorsieht oder nicht, faktisch Ausgangssperren praktiziert werden, so dass körperlich noch halbwegs fitte Bewohner den Bewegungs- und Anregungsmangel auch nicht mit kleinen Spaziergängen kompensieren können. Weil Therapeuten (Physio, Ergo, Logo) vielerorts gar nicht mehr in die Heime gelassen werden, so dass medizinisch erforderliche Therapien schlicht nicht durchgeführt werden. Und weil externe Facharztbesuche, für die oft Chauffeurdienst bzw. Begleitung von Angehörigen erforderlich wäre, mit Auflagen belegt werden, die solche Arztbesuche faktisch unmöglich machen. Wenn Bewohnern pro externem Arztbesuch mit 14 Tagen Zimmerquarantäne gedroht wird dann unterbleibt fast immer der Arztbesuch. Weil die Generation, die derzeit in den Heimen lebt, diese „Quarantäne“ tatsächlich als Stubenarrest = massive Kränkung und Bestrafung erleben würde. Dass Heimleitungen eine solche Zimmerquarantäne faktisch gar nicht anordnen dürfen, sondern dass das ausschliesslich das Gesundheitsamt im begründeten, überwiegend wahrscheinlichen Verdachtsfall (der durch einen bloßen Arztbesuch laut Auskunft des hiesigen Gesundheitsamts keineswegs gegeben wäre) verhängen könnte, tja, was hilfts? Die Androhung (die man juristisch wohl schon fast als Nötigung werten könnte) reicht ja bereits aus, den Arztbesuch zu verhindern …
Es scheint, soweit ich sehe, in vielen Heimen derzeit kaum noch Bewusstsein dafür zu geben, dass es neben Corona / Covid auch noch andere, ebenfalls wesentliche Bedürfnisse, Belange, Risiken und Gefahren gibt. Vom zeitweise unversorgten diabetischen Fuß mangels Podologe über die fehlende Physio trotz Parkinson bis zur durch Bewegungsmangel zunehmend dekompensierenden Herzinsuffizienz. Versucht man sich als Angehörige für diese Bedürfnisse und Belange einzusetzen, dann wird man quasi automatisch in eine Reihe mit Coronaleugnern, Impfgegnern und sonstigen Idioten gestellt (auch wenn man dort keineswegs hingehört). Dabei steht hinter dem Angehörigenimpuls oft eine durchaus realistische Abwägung mehrerer, real existierender Risiken. Wenn die Corona-Prävention noch länger derart singulär dominant bleibt, wie es nun schon seit 2,5 Monaten der Fall ist, dann werden wir nicht nur die bereits erkennbare covidbedingte Übersterblichkeit in den Heimen sehen. Sondern wohl auch eine mindestens ähnlich hohe Übersterblichkeit durch Vereinsamung, durch physischen und mentalen Abbau, sowie durch pflegerische, medizinische und therapeutische Unterversorgung. Die seitens der Biva, die an der Leitlinienerstellung erfreulicherweise beteiligt ist, durchgeführten Umfragen sprechen ja Bände.
Man fragt sich auch: Ist denn vollkommen in Vergessenheit geraten, dass Bewohner (bzw., sofern diese selbst nicht mehr dazu in der Lage sind, die für sie sprechenden gesetzlichen Vertreter) selbst darüber entscheiden, welche Bedürfnisse sie haben, welche Kontakte sie wie pflegen, welche Risiken sie eingehen wollen, bzw. welche ärztliche und therapeutische Hilfe sie brauchen und in Anspruch nehmen wollen? Diese Rechte existieren. Sie dürfen nur durch Gesetze bzw. richterliche Anordnung eingeschränkt werden. Nicht durch über einschlägige Gesetze und Verordnungen oft weit hinausgehende, eigenmächtige Entscheidungen von Heimbetreibern. Und schon gar nicht durch an Nötigung grenzende Drohkulissen. In wievielen Heimen wurden denn wenigstens die Bewohnerbeiräte, geschweige denn die Gesamtheit der Bewohner, in die Entscheidungen über die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen vor Ort einbezogen? Mir ist kein einziges bekannt.
Man hat die Hauptbetroffenen (bzw. ihre gesetzlichen Vertreter) schlicht nicht gefragt, ob sie denn überhaupt derart einschneidend „geschützt“ werden wollen. Man hat ihnen auch keine realistische Entscheidungsgrundlage vermittelt: In den Heimen heisst es immer wieder, das Besuchsverbot etc. sei nötig, damit die Bewohner „vor Covid geschützt“ seien. Wer die in den vergangenen ca. 6 Wochen zunehmend erscheinenden medizinisch-infektiologischen Studien und die (Fach-)Presse bezüglich verschiedener Ausbruchsgeschehen verfolgt hat der sieht aber gewichtige Indizien dafür, dass dieser angebliche Schutz eher eine interessensgeleitete Fiktion ist. Corona ist längst zu einer vor allem nosokomial verbreiteten Infektion geworden. Der Eintrag in die Heime erfolgt oft über Mitarbeiter, über Arztkontakte und über Krankenhausentlassungen. Was definitiv keine Schuldzuweisung sein soll: Die Problematik der unwissentlichen, weil asymptomatischen Corona-Überträger und der Aerosole, die insbesondere in confined and crowded spaces wirksam werden, ist ja inzwischen bekannt. Ebenso bekannt ist, dass es gerade Heimmitarbeitern immer noch allzuoft an hochwertiger PSA, an der Zeit für ihre Anwendung, und an Testzugang mangelt.
Die entscheidende Frage könnte sein: Wer schützt hier eigentlich wen wovor? Und auf wessen Kosten? Könnte es vielleicht sein, dass es in Wirklichkeit gar nicht um den ach so lautstark-emotionalisiert ins Feld geführten angeblichen Schutz der Bewohner und Mitarbeiter geht? Sondern viel eher um den Eigenschutz (oder Eigennutz?) der Heimbetreiber, die im Fall eines Corona-Ausbruchs in ihren Häusern Ermittlungen, Klagen und schlechte Publicity fürchten? Die lieber Besuche, Ausgang etc. untersagen, um öffentlichkeitswirksam scheinbar Tatkraft unter Beweis zu stellen, aber bitte, bitte bloß nicht in die weitaus wichtigerern Bereiche hochwertiges Schutzmaterial, Personalaufstockung und Mitarbeitertests investieren zu müssen? Wer profitiert eigentlich davon, wenn Pflegekräfte und Angehörige sich in ständigem Klein-Klein um Besuche, Ausgangsregelungen etc. aneinander zerreiben? Das sind doch auch am ehesten die Heimbetreiber (und die Politik). Weil über diesem Klein-Klein das offensichtlich Notwendige (aber für Staat und Betreiber kostspielige …), sprich: anlasslose, regelmäßig wiederholte Reihentests von Bewohnern und Mitarbeitern der Heime (Bewohner 1-2x/Monat, Mitarbeiter 1-2x / Woche) aus dem Blick gerät? Divide et impera, immer wieder geradezu furchterregend wirksam …
Ich hoffe sehr, dass die geplante (und hoffentlich bald erscheinende…?) Leitlinie dazu beitragen kann, vielleicht wieder mehr Besonnenheit und Augenmaß in die Lebensumstände der Heimbewohner (und ihrer miteidenden Angehörigen) zu bringen. Ich würde mir auch sehr wünschen, dass Heimmitarbeiter Angehörige nicht bloß als vermeintliche Virusträger und Nervfaktoren, sondern in Sachen Gesundheit und Wohlbefinden der Bewohner sowie in Sachen anlasslose Reihentests, eher als potentielle Verbündete sehen würden. Davon könnten letzlich alle profitieren: Bewohner, Mitarbeiter und Anghörige.
Regelmäßig wiederholte, anlasslose Reihentests wären, scheint mir, der entscheidende Baustein, der allen Beteiligten die Sicherheit geben könnte, endlich wieder mehr Freiheit und Lebensqualität zu haben und zu wagen. Ansonsten muss die Frage erlaubt sein ob „bestmöglicher Infektionsschutz“, wie es auch in der Kurzbeschreibung zur geplanten Leitlinie heisst, evt. per se lebens(qualitäts)feindlich ist? Könnte es sein dass wir alle, im Namen der Lebensqualität, ein gewisses Maß an Restrisiko akzeptieren müssen? Könnte es sein, dass wir gerade jetzt den Mut und die Fachkompetenz brauchen, den derzeitigen Überbietungswettbewerb in Sachen „wer hat das allerhöchstsicherste und ausgfeilteste Corona-Hygienekonzept“ auf ein vernünftiges, menschliches Maß zurückzuschrauben? Ein Blick auf die frühere Debatte um FEM könnte hier hilfreich sein: Derzeit verhalten sich, scheint mir, viele Heime in Sachen Corona so, als würden sie pauschal die Bettgitter hochziehen und jeden Bewohner in einen Rollstuhl mit Stecktisch setzen. Weil Stürze bei Senioren ja so häufig sind und oft so gravierende Konsequenzen haben. Inzwischen ist dank pflegewissenschaftlicher Forschung gut belegt, dass FEM nur eine trügerische Scheinsicherheit bieten, tatsächlich aber eher zur Vermehrung körperlicher und psychischer Schäden beitragen. Könnte es sein, dass für die Corona-Prävention ähnliches gilt? Macht es angesichts von Aerosolübertragung epidemiologisch wirklich Sinn, Bewohner durch Ausgangsverbote ständig zusammen in geschlossene Räume zu sperren? Sollte man infektionsprophylaktisch nicht eher froh über jeden Bewohner sein, der sich eigenständig draussen an der frischen Luft aufhalten mag? Macht es infektionsprophylaktisch wirklich Sinn, Bewohnern Bewegung, Beschäftigung und nahe, lebensgeschichtlich bedeutsame Kontakte zu entziehen? Führt das nicht zu anderen, aber ebenso gravierenden Schäden? Schwächt das nicht ihr Immunsystem? Wo ist die Evidenz, wo ist die Fachlichkeit, und wo ist das für gelingendes menschliches Leben erforderliche Augenmaß?
Das letzte Wort soll aber meine 90jährige Mutter haben, die im vergangenen August in’s Heim umgezogen ist, weil sie zuhause wegen Demenz nicht mehr klar kam. Sie hatte sich dort eigentlich wunderbar eingelebt. Die regelmäßigen Abläufe gaben ihr Sicherheit. Das sich nicht mehr um Alltägliches kümmern müssen gab uns Angehörigen und ihr selbst Freiheit, uns auf besondere Momente und schöne, gemeinsame Erlebnisse zu konzentrieren. Sie hat dort sogar neue, tiefe Freundschaften geschlossen. Was sie nun sagt ist:
„Es ist gar nicht mehr schön hier“.
„Keiner kommt mehr zu Besuch“.
„Es ist hier gar nichts mehr los“.
„Warum kann ich nicht einfach zum Arzt?“.
„Wir dürfen hier ja nicht einmal mehr spazieren gehen“.
„Wir sind hier ja eingesperrt“.
„Ich sterb‘ ja doch eh bald“.
Ich höre diese Sätze bei unseren häufigen, langen Telefonaten in den letzten 2,5 Monaten immer wieder. Ihre Stimme, sonst meist freudig-optimistisch, wird von Mal zu Mal hoffnungsloser.
Es zerreisst mir das Herz.
Wüßte ich nicht, dass ich ihr Bedürfnis nach Regelmäßigkeit und nach viel Kontakt zu Gleichaltrigen allein kaum erfüllen kann (weil ja auch sämtliche ambulanten Angebote für Senioren zur Zeit geschlossen sind), dann hätte ich sie schon längst zu mir geholt.
Es zerreisst mir das Herz.
Und dann lese ich immer wieder Jubelpropaganda-Artikel, die Heimbetreiber geschickt in der Presse platzieren. Da heisst es dann, wie souverän und gelassen die Pflegenden und die Gepflegten doch mit der Situation umgehen. Und wie sehr sich ja angeblich Bewohner und Angehörige nun über absurde Pseudo-Besuchsplacebos einmal die Woche mit doppeltem Mundschutz, mehreren Metern Abstand plus Plexiglas- oder Zaunabtrennung, Mitarbeiterüberwachung und Zeitlimit „freuen“. Äh, hallo, denkt hier noch jemand mit? Es ist charakteristisch für die Generation, die jetzt in den Heimen lebt, dass sie sich gegenüber „Fremden“ (wozu aus ihrer Perspektive sowohl die Mitarbeiter der Heime wie auch Journalisten gehören) selten beklagt. Das ist die Generation, der als Kindern und Jugendlichen eingebläut wurde: Wer sich beklagt oder gar protestiert fällt negativ auf. Wer negativ auffällt begibt sich in Gefahr und erleidet Nachteile. Gemotzt wird nur in der Familie, nicht gegenüber Dritten.
Noch einmal O-Ton meiner Mutter in Sachen Besuchsplacebos (aber halt wie immer nur zu mir): „Was für ein Blödsinn! Den Zirkus mach ich nicht mit. Da telefonieren wir lieber!“. So gerne ich sie prinzipiell sehen würde: Ich teile ihre Einschätzung. Um die ohnedies sehr bemerkenswerte Stellungnahme des Hauses Sonnweid (CH) vom 22.5. zu zitieren: Bei Besuchen geht es um „Nähe, die nur durch Nähe entstehen kann“. Maskiert, verbarrikadiert und zeitlich rationiert werden Besuche, meine Mutter hat das mit der charakteristischen emotionalen Hellsichtigkeit einer dementiell Veränderten sofort erkannt, zur Farce. Einer Farce, die wohl am ehesten nur der Erbauung und moralischen Entlastung Dritter dient.
Immerhin bleibt uns ja das Telefon. Aber wie lange noch? Und wie geht es den Menschen, die nur noch über direkten Kontakt, nahe Zuwendung, Mimik und Berührung zu erreichen sind? Die vergeblich versuchen, durch die Plexiglasscheibe hindurch fühlbaren Kontakt zu finden, die die über Babyphon und sonstige „kreative Lösungen“ verzerrte Sprache nicht verstehen können, und die den Besucher hinter der Maske nicht mehr erkennen?
Es zerreisst mir das Herz.
Man könnte Bewohner und Angehörige ja auch einfach informieren, welche Maßnahmen infektionsprophylaktisch sinnvoll sind. Man könnte ihnen vertrauen, dass sie selbst eine vernünftige Balance zwischen Infektionsschutz und menschlichem Nähebedürfnis finden. Man könnte mehr Leben wagen. So wie es z.B. das bereits zitierte Haus Sonnweid inzwischen auch tut.
Wir leben hier übrigens in einem Landkreis in dem, ebenso wie in den benachbarten Kreisen, die 7-Tage-Inzidenz seit längerem bei 0-2 Fällen pro 100.000 Einwohnern liegt. Wo ist da noch die Verhältnismäßigkeit?
Sorry für meine Ausführlichkeit, die hier sicher eher fehlplaziert ist. Umsomehr wo ich ja doch bloß eine von diesen nervigen Angehörigen bin. Aber das musste wohl mal raus …
Guten Tag Frau Ullmann,
ganz herzlichen Dank für Ihre klaren und sehr persönlichen Worte und für Ihre Zeit, die Sie dafür aufgewendet haben!
Ich werde Ihren Kommentar verbreiten, besonders unter denjenigen, die Ihr schlechtes Gewissen mit sinnlosem Masken nähen und sonstigem Quatsch beruhigen.
Es tut gut zu wissen, dass es noch Menschen gibt, die Ihren Verstand nicht verloren haben!
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Mutter für die bevorstehende Zeit viel Kraft und Zuversicht!
Herzliche Grüße
Gabi Holzmann
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte mich bedanken, dass Sie sich dem Thema annehmen. Ethische Grundsätze und das Recht auf Teilhabe wird zur Zeit mit Füßen getreten. Immer alles unter dem Deckmantel etwas Gutes für „alle“ zu tun. Gerade die Bewohner von Pflegeheimen haben eh nicht mehr viel Zeit ein Miteinander zu erleben. Mit welchem Recht verbieten wir ihnen den Kontakt zu ihren Angehörigen? Ich hoffe, Sie können Lösungsansätze darstellen und vor allem hoffe ich, dass dies dann auch gehört wird.
MfG
Andrea Leichtenschlag BScN
Pflegewissenschaftliche Stabstelle
BG Unfallklinik Murnau