Artikel Pflege & Gesellschaft 1/1999
Qualitätsmanagement nach Normen der DIN ISO 9000-Familie – Eine Methode zur Qualitätssicherung in der Pflege?
Silvia Vespermann
4. Jahrgang (1) – Seite 1-7 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Der Auftrag des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI), die Qualität der Pflege und Versorgung zu sichern, erfordert klare Leitungsstrukturen und definierte Prozeßabläufe in den Pflegeeinrichtungen. Die Anbieter [1] von Pflege- und Versorgungsleistungen arbeiten nach unterschiedlichen Systemen und Konzeptionen, die die Strukturen und Abläufe in der Pflege optimieren und überprüfbar machen sollen, die ISO 9000 ist davon nur eine Möglichkeit. Der folgende Beitrag stellt die Bedingungen beim Aufbau und bei der Implementierung dieses QM-Systems [2] dar.
Pflegediagnosen: Instrumente zur Professionalisierung der Pflege
Ulrike Höhmann
4. Jahrgang (1) – Seite 8-13 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Die mit dem Begriff Pflegediagnose titulierte Bestimmung der Pflegebedürfnisse setzt sich immer stärker durch. So wird die Erstellung von Pflegediagnosen z.B. im österreichischen Gesetz für die Gesundheits- und Krankenpflegeberufe von 1997 als eigenverantwortlicher Tätigkeitsbereich des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege explizit benannt (§14 Abs. 2). Der vorliegende Beitrag, der auf einem im Mai 1998 beim 12. Österreichischen Krankenpflegekongress in Bregenz gehaItenen Referat basiert, stellt die Frage nach der Bedeutung von Pflegediagnosen für den Professionalisierungsproze der Pflege.
Pflegestandards – Pro und Contra
Detlef Marhold, Knut Happe
4. Jahrgang (1) – Seite 14-16 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Immer noch diskutieren Pflegekräfte über das Für und Wider von Pflegestandards. Kann die Pflegequalität durch Standards erreicht oder erhöht werden? Diese Frage wird im nachfolgenden Beitrag von den beiden Autoren kontrovers diskutiert.
Klinische Pflegeforschung und juristische Argumente
Sabine Bartholomeyczik
4. Jahrgang (1) – Seite 17-19 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
“Dürfen Pflegekräfte eigenständig klinisch forschen?” So ist ein Artikel überschrieben, der in der Zeitschrift Medizinisches Recht erschienen ist. Autoren sind zwei Juristen der Mannheimer Universität (Taupitz und Fröhlich in: MedR, Heft 6,1998,257-261). Die Frage der Autoren heißt eigentlich genauer: Dürfen Pflegende ohne ärztliche Leitung Forschung an/mit PatientInnen im Krankenhaus eigenständig durchführen? Beantwortet wird diese Frage mit dem Schlußsatz: “Um Haftungsrisiken weitgehend zu minimieren, ist der Klinikleitung in jedem Fall zu raten, Forschungsuntersuchungen im Zweifel ärztlicher Aufsicht und Kontrolle zu unterstellen.” Der nachstehende Beitrag ist eine Auseinandersetzung mit den juristi-schen Argumenten, die zugleich auch pflegefachliche Fragen berühren.
Artikel Pflege & Gesellschaft 2/1999
Pflegediagnosen und die Konstruktvalidität von Schmerz, Selbstpflegedefizit und eingeschränkter Mobilität
Betty L. Chang
4. Jahrgang (2) – Seite 25 – 32 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
In der vorliegenden Studie wurde die Konstruktvalidität der Begriffe bzw. Pflegediagnosen ,,Schmerzen”, ,,Selbstpflegedefizit” und ,,Mobilität körperlich beeinträchtigt” an einem Sample von 120 internen und chirurgischen Patienten uberprüft. Resultat einer Faktorenanalyse der empirischen Zeichen und Symptome waren ein Faktor ,Schmerz’ und ein Faktor ,Selbstpflegedefizit/eingeschränkte Mobilität’. Der Schmerzfaktor zeigte differenzierende Validität, da er zwischen Patienten mit und ohne einer, von einer Pflegeexpertin erstellten, Pflegediagnose zu unterscheiden vermochte. Hinsichtlich der definierenden Merkmale von ,Selbstpflegedefizit’ und ,eingeschränkte Mobilität’ deuteten sich jedoch zumindest für das hier untersuchte Patientensample Überschneidungen an. Am Ende dieser Studie werden Gründe, die die Aussagekraft der Studie beschränken könnten sowie Empfehlungen für die weitere Forschung beschrieben.
Abstract:
Construct validity of the concepts of pain, self-care deficit and impaired mobility was examined in a study of 120 medical-surgical patients. Factors derived from a factor analysis of the empirical signs and Symptoms were: pain-factor and self-care deficitlimpaired mobility factor. The pain-factor clearly showed discriminant validity by differentiating between those with and without Clinical Nurse Specialist (CNS)-identified diagnosis of pain. An overlap between the defining characteristics of the diagnoses of self-care deficit and impaired mobility has been suggested in the present sample of patients. Limitations of the study and recommendations for further research are described.
Veränderung der Schmerzeinschätzungspraxis von Pflegenden: Ein Ansatz kooperativer Forschungsanwendung
Marlene A. default, Cynthia Bielecki, Elinor Collins, Cynthia Willey
4. Jahrgang (2) – Seite 33-44 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Es ist nicht ungewöhnlich, daß zwischen der Erforschung eines Pflegeproblems und dem Transfer der forschungsgestützten Lösungen eine ganze Dekade vergeht. Die vorliegende, quasi-experimentelle Studie zeigte die Wirksamkeit eines Modelprojekts zur kooperativen Forschungsanwendung beim Transfer forschungsgestützte Erkenntnisse (zum Thema Schmerz-Assessment) in die Pflegepraxis. Die an diesem Projekt partizipierenden Pflegekräfte haben – verglichen mit einer Kontrollgruppe – in signifikanter Weise sowohl ihre Kompetenzen hinsichtlich der Anwendung von Forschungsergebnissen erhöht als auch ihre Einstellungen zur Pflegeforschung verändert.
Abstract:
Changing nurses’ pain assessment practice: a collaborative research utilisation approach. It is not uncornrnon for a decade to pass between the time a research problem is identified and the time that research-based solutions are translated into Standards for care. This quasi-experimental study demonstrated the effectiveness of a collaborative research utilization model directed towards the transfer of specific research-based knowledge (pain-assessment) into practice for the purpose of helping to solve pain rnanagement problerns. At the same time, nurses who participated in the rnodel significantly improved their competency in research utilization and their attitudes towards research when compared to a control group who did not participate in the model.
Artikel Pflege & Gesellschaft 3/1999
“Coolout im Pflegealltag”
Katrin Kersting
4. Jahrgang (3) – Seite 53 – 60 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Dieser Beitrag zeigt einen kleinen Ausschnitt aus einer Untersuchung zur Entwicklung einer tragfähigen Berufsmoral in der Krankenpflege. Im folgenden werden einige Reaktionsmuster von Auszubildenden der Krankenpflege auf alltägliche Konfliktsituationen dargestellt. Diese im Rahmen der Untersuchung identifizierten Reaktionsmuster zeigen, wie der Anspruch der Pflege unterlaufen wird, und wie sich eine defizitäre Praxis notwendig reproduziert.
Abstract:
Coolout in day by day nursing. This article reports parts of a research study focusing the conditions of moral in professional nursing. Described are patterns of reaction showed by nursing students who were confronted with an ethical dilemma. The identified patterns of reaction help to understand how the professional expectations and claims of good nursing are underrunned in nursing practice.
Deutschsprachige Pflegezeitschriften als wissenschaftliche Informationsquelle
Andreas Nettingsmeier, Heinrich Witte, Ulrich Laaser
4. Jahrgang (3) – Seite 61-64 ISSN 1430-9653
Der Patient als Kunde? Genealogische Bemerkungen zu einem ethisch-ökonomischen Zwitter
Martin W. Schnell
4. Jahrgang (3) – Seite 65-68 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Einer geläufigen Unterscheidung zufolge, bezeichnet die Ethik den Bereich dessen, was Selbstzweck ist und urn seiner seiner selbst willen getan wird, die Ökonomie hingegen die Welt der Mittel und Wertstiftung durch Tauschvorgänge. In der gesellschaftlichen Versorgung kranker und pflegebedürftiger Menschen treten Ethik und Ökonomie zusammen auf. Öffentliche Finanzierungsengpässe und Rationierungen im Gesundheitswesen haben dazu geführt, daß die Idee des Patienten als Kunden attraktiv wurde. Der Aufsatz legt Vor- und Nachteile der Idee dar und stellt aus der Sicht Friedrich Nietzsches die verkleidete Ökonomie zur Diskussion, welche der Gerechtigkeit, als dem Vermittler zwischen Ethik und Ökonomie, innewohnt.
Abstract:
The Patient as customer? Genealogical comments on a concept between ethics and economy. According to a common differentiation, ethics denote objects which are ends in themselves while economy is concerned with a value-creating market exchange which is a means to an end. In the social health care system ethics and economy are interrelated. Rationing in the health services made the idea of the patient as a customer attractive. This article examines the idea and discusses Friedrich Nietzsches notion of a hidden economy which is inherent in the concept of justice as the mediator between ethics and economy.
Artikel Pflege & Gesellschaft 4/1999
Pflegewissenschaft als Praxiswissenschaft und Handlungswissenschaft
J. Dornheim, H. van Maanen, J. A. Meyer, H. Remmers, U. Schöniger, R. Schwerdt, K. Wittneben
4. Jahrgang (4) – Seite 73 – 79 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Der vorliegende Beitrag der “Arbeitsgruppe Wissenschaftstheorie” des DV Pflegewissenschaft beleuchtet die Begriffe “Praxiswissenschaft” und “Handlungswissenschaft”, die hierzulande noch weitgehend unreflektiert benutzt werden, und diskutiert in diesem Zusammenhang das schwierige Verhältnis der Pflegewissenschaft zur Pflegepraxis.
Abstract:
This paper is a result of discussions within a workgroup of the German Association of Nursing Science and Research (Deutscher Verein zur Forderung von Pflegewissenschaft und -forschung). Focused are the concepts “practical science” and “action science” and their implications for the difficult relation between Nursing Science and Nursing Practice.
Pflegetheorien – brauchen wir sie wirklich?
Inge Vollstedt
4. Jahrgang (4) – Seite 80-85 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Um diese Frage zu beantworten, wird die populäre Vorstellung Johnsons dargelegt, Pflegetheorien durch Umformulierun-gen von entliehenen Theorien entwickeln zu können. Unter Rückgriff auf Analysen Foucaults wird aufgezeigt, daß soge-nannte Umformulierungen entliehener Theorien mit Hilfe einer Pflegeperspektive als ein nicht-genuin wissenschaftliches Vorgehen eingestuft werden müssen.
Abstract:
This paper delineates Johnson’s idea of developing nursing theories through reformulating borrowed theories and problematises this appro-ach to nursing theories in relation with Foucault’s analysis of the human sciences
Ganzheitlichkeit in der Pflege – unerreicht, da unerreichbar?
Renate Stemmer
4. Jahrgang (4) – Seite 86-91 ISSN 1430-9653
Zusammenfassung:
Die dem Konzept Ganzheitlichkeit zugrundeliegenden Thesen werden dargestellt und ihre Implikationen untersucht. Unter Rückgriff auf systemtheoretische und postmoderne Positionen wird deren Haltbarkeit in Frage gestellt. Das Postulat, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile erweist sich als fragwürdig, denn das Ganze hat nicht alle jene Eigenschaften, die seine Teile haben. Gleichzeitig lässt sich ein Ganzes nicht über einen summativen Ansatz definieren. Die Forde-rung, das Ganze in den Blick zu nehmen, erweist sich als uneinlösbar, da jedes Erkennen perspektivisch gebunden ist und durch Unterscheidungskriterien geleitet wird. Die ausschnitthafte Wahrnehmung von Pflegebedürftigen ist diesen Überlegungen zufolge unhintergehbar. Die inhaltliche Diffusität des Begriffes Ganzheitlichkeit läßt Raum für unterschiedliche Interpretationen und Schwerpunktsetzungen. Wegen der problematischen Voraussetzungen wird empfohlen, das Ziel Ganzheitlichkeit in der Pflege aufzugeben.
Abstract:
Holistic nursing – not yet realized or unattainable? The basic theses of holism and their implications are discussed with reference to systems theory and postmodemism. The assumption ,the whole is more than the sum of its parts’ becomes questionable because the whole does not have all the proper-ties the parts do have and it is not possible to define the whole by adding up the parts. The claim to look at the whole cannot be realized because every cognition is tied up to a perspective and lead by distinct criteria. Therefore the partial perception of patients is insurmountable. The vague meaning of the term ,holism’ produces different interpretations as well as special focussing. Resulting from these reflections we recommend to give up the aim of ,holism’ in nursing.