Die DGP feierte ihren 30. Geburtstag mit einem Symposium in Berlin


Nach der Begrüßung durch die DGP-Vorsitzende Renate Stemmer kündigte die Moderatorin, die stellvertretende Vorsitzende Erika Sirsch, den Anwesenden einen dreistündigen Vortragsmarathon an, der bewusst ohne Pause geplant war, um am Ende mehr Zeit zum Austausch und zum Feiern zu haben.


Anschließend wurden Grußworte überbracht durch die Staatssekretäre Dr. Mark Speich und Andreas Westerfellhaus.


Ein besonderes Grußwort übermittelte Ruth Schröck, die erste DGP-Vorsitzende, die an die Gründung und die Anfangszeit der DGP erinnerte und für die 30-Jahr-Feier extra aus Schottland angereist war. Neben den vielfältigen Barrieren stellte sie v.a. das Engagement und den Elan der Gründer*innen heraus und war offensichtlich zufrieden mit der Entwicklung der DGP, wenn auch nicht unbedingt mit der Entwicklung der Akademisierung Pflegender in Deutschland. Anschließend sprachen mit Sabine Bartholomeyczik, Petra Weber, Doris Schaeffer und Manfred Hülsken-Giesler zu verschiedenen Aspekten im Rahmen der Aufgaben und der Arbeit der DGP.
In ihrem Rückblick über 30 Jahre DGP und 30 Jahre Pflegewissenschaft in Deutschland stellte Sabine Bartholomeyczik die besonderen Herausforderungen der Gründer- und Aufbaujahre dar. Es wurde deutlich, dass die Entwicklungen der Pflegewissenschaft in Deutschland und der DGP weitestgehend parallel verliefen.


Petra Weber beantwortete die im Titel ihres Vortrags gestellte Frage, ob die akademische Bildung Pflegender in Deutschland eine Erfolgsgeschichte sei, eindeutig mit ja. Am Beispiel ihrer eigenen Entwicklung und der ihrer Hochschule spannte sie den Bogen von anfangs v.a. fokussierter Ausbildung von Pflegepädagog*innen und -manager*innen zu der heute propagierten aber bislang nur vereinzelt umgesetzten primär-akademischen Ausbildung Pflegender, verbunden mit der Präsenz von Professor*innen in der Praxis im Rahmen von Praxisanleitungen und -begleitungen.
Doris Schaeffer stellte anschließend die durchaus positive Entwicklung im Bereich der Förderung von Pflegeforschung seit DGP-Gründung heraus, identifizierte jedoch verschiedene Probleme wie den versäumten Aufbau von Forschungsstrukturen und -kompetenzen an (Fach-)Hochschulen angesichts der dort priorisierten Lehrtätigkeiten sowie die in quantitativer Hinsicht unzulängliche Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses, die sich aktuell in einer schwierigen Bewerberlage bei der Besetzung von Professuren niederschlage. Dass es seit längerem keine expliziten Förderprogramme für Pflegeforschung mehr gibt, sollte laut Schaeffer z.B. durch eine Weiterentwicklung der weitgehend bedeutungslos gebliebenen „Agenda Pflegeforschung“ beantwortet werden. Weiterhin sollten in Zukunft Anträge bei der DFG z.B. im Rahmen von Forscher*innengruppen oder Sonderforschungsbereichen eher grundlagenorientierte Forschung in der Pflege befördern.


Manfred Hülsken-Giesler fragte nach dem „Proprium“, also dem spezifischen Merkmal der Pflege(wissenschaft) und betonte deren nötige Spezifizierung mit dem Ziel der Professionsentwicklung und -schärfung v.a. in Abgrenzung zu anderen Disziplinen.
Der Blick von außen durch den Versorgungsforscher und Soziologen Holger Pfaff griff die von Hülsken-Giesler gestellte Frage auf und kam aus einem systemischen Blickwinkel zu dem Schluss, dass es der Pflegewissenschaft als „horizontaler Disziplin“ nur schwerlich gelingen könne einen klaren Kern zu definieren. Dennoch, so Pfaff, stehe angesichts der zunehmenden Bedeutung von Pflege die Relevanz von Pflegeforschung, auch in Bezug auf grundlegende Fragen, außer Frage. Sein abschließender Apell lautete entsprechend „Dranbleiben“, z.B. in Bezug auf Anträge bei der DFG.
Den Abschluss machte wiederum Renate Stemmer, die die derzeitige Ausrichtung der DGP und die zukünftigen Aufgaben und Pläne skizzierte. Hierzu gehören demnach u.a. die Förderung der Disziplinbildung, die Gewinnung von Nachwuchswissenschaftlerinnen als aktive Mitglieder der DGP, die Stärkung der pflegewissenschaftlichen Perspektive bei der Beteiligung an interprofessionellen Leitlinien, die Definition von Forschungszielen (ggf. im Rahmen einer Agenda Pflegeforschung 2.0) und die weitere internationale Ausrichtung der DGP, z.B. im Rahmen der zweiten internationalen Konferenz der DGP, die am 7. / 8. Mai 2020 in Berlin stattfinden wird.

Damit war der von Sirsch angekündigte Vortragsmarathon zu Ende, der dabei überraschend kurzweilig war, was einerseits an den interessanten Vorträgen, aber sicher auch an den eingestreuten „Klangvariationen“ der Kölner Musiker*innen ‚Laura und Alex‘ lag. Diese umrahmten auch das anschließende Beisammensein.



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