Artikel Pflege & Gesellschaft 1/2013

Potenziale von Gesundheitsförderung bei Heimbewohnern – Ergebnisse einer empirischen Bestandsaufnahme

Thomas Kleina, Martin Cichocki, Doris Schaeffer

18. Jahrgang 1 (2013) Seite 5-19 ISSN 1430-9653

Potentials of Health Promotion for nursing home residents – results of an empirical study

Most of the users of institutional long-term care are old aged and suffer from several (chronical) diseases. A cross-sectional study was carried out to identify potentials and resources of nursing home residents that can be addressed by health promotion activities. For this purpose health status, functional independency, handicaps and health risks of users living in eight German nursing homes were assessed using a set of standardized instruments. The results stress out the high level of physical and cognitive impairment among the users. Mental and physical disabilities often interact leading to a high level of dependency. However improvements of health status and autonomy seem to be achievable for many residents if their individual capability to par ticipate in health promotion activities is taken into account. To promote health and prevent functional decline amongst users of institutional long-term care existing programs have to be readapted and new approaches have to be developed.

Keywords

health promotion, mobility, functional independence, nursing home residents, long-term care

Zu den Nutzern der stationären Langzeitversorgung gehören inzwischen überwiegend hochaltrige Menschen mit zahlreichen Gesundheitsproblemen. Ob sie dennoch auch über gesundheitliche Potenziale ver fügen, die durch geeignete Interventionen zu stärken sind, war Frage einer Querschnittsuntersuchung. In ihr wurden Daten zum Gesundheitszustand, der Selbständigkeit, zu Funktionseinbußen und zu Gesundheitsrisiken von Bewohnern aus acht stationären Pflegeeinrichtungen in überwiegend standardisier ter Form erhoben. Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen das hohe Ausmaß körperlicher und kognitiver in Wechselwirkung stehender Beeinträchtigungen der Nutzer. Gleichzeitig zeigen sie, dass auch bei ihnen Potenziale zum Erhalt bzw. zur Verbesserung von Gesundheit und Selbständigkeit bestehen, die allerdings der gezielten systematischen Förderung bedür fen. Dazu sind neue Ansätze zu entwickeln, die sich stärker auf die Beeinträchtigungen, aber auch Fähigkeiten und Ressourcen der Nutzer beziehen, als das bislang der Fall ist.

Schlüsselwörter

Gesundheitsförderung, Prävention, Mobilität, Selbständigkeit, Heimbewohner, Langzeitversorgung, Pflegeheim

Gesundheits- und Arbeitssituation von Pflegenden in der stationären Langzeitversorgung Ergebnisse einer empirischen Untersuchung

Michaela Brause, Thomas Kleina, Martin Cichocki, Annett Horn

18. Jahrgang 1 (2013) Seite 19-34 ISSN 1430-9653

Health status and working conditions of nursing staff in institutional longterm- care
Working conditions of nurses in institutional long-term care are characterized by multiple strains affecting both their mental well being as well as their physical health. The project „quality and health in institutional long-term-care“ aimed to collect fur ther information about the specific demands health promotion activities for nursing home employees have to meet. A survey on health and working conditions of 297 nurses working in eight nursing homes was carried out. The results show that above all time pressure and workload have a strong influence on the health status and well-being of nursing home staff. However some facilities are more successful in creating a working environment that allows employees to keep well and be satisfied with their work. Fur ther research is needed to identify the factors, which put these institutions in lead.

Keywords

health promotion, long-term care, nursing home, nursing staff, job satisfaction

Die Arbeit von Pflegekräften in der stationären Langzeitversorgung ist geprägt durch vielfache Belastungen, die sich negativ auf deren Gesundheit und Wohlbefinden auswirken (können). Ziel des Projektes „Qualität und Gesundheit in der stationären Altenhilfe“ war es, Erkenntnisse über den Gesundheitszustand und die Arbeits- und Belastungssituation von Pflegenden zu gewinnen, die für die Konzipierung und den Einsatz gesundheitsförderlicher Strategien von Bedeutung sind. Dazu wurden Daten von 297 Beschäftigten aus acht stationären Pflegeeinrichtungen mittels standardisierter schriftlicher Befragungen erhoben. Die Ergebnisse bestätigen den starken Einfluss von Zeitdruck und Arbeitsintensität auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen. Sie zeigen jedoch auch, dass es einigen Pflegeeinrichtungen besser gelingt, unter den herrschenden Rahmenbedingungen ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld zu schaffen. Zukünftige Untersuchungen sollten sich daher der Frage widmen, wie und warum einzelne Institutionen erfolgreicher agieren.

Schlüsselwörter

Gesundheitsförderung, Prävention, Langzeitversorgung, Pflegeheim, Mitarbeiter, Arbeitszufriedenheit

Gesundheitsförderung und Prävention von Pflegebedürftigkeit Eine explorative Analyse der Problemsicht der ambulanten Pflege

Annett Horn, Doris Schaeffer

18. Jahrgang 1 (2013) Seite 34-49 ISSN 1430-9653

Health Promoting and Preventing loss of independence – an explorator y study about the perspectives of nurses
In order to meet the challenges that result from demographic changes, new concepts for promoting health and preventing loss of independence that can be applied before health disorders and functional losses affect older people, are required. An explorative study was carried out to find out if this demand is taken into account in practice. Beyond thatLippe) region of Germany were carried out. The results demonstrate the large extent to which chronic illnesses and multimorbidity affect the work in home care. Still the potentials preventive and health promoting approaches hold for the rising number of older people are rarely seen and picked up in practice. In the future, more effor ts have to be taken to develop concepts and competences and there is a need for qualification of nursing personnel.

Keywords

Prevention and Health Promotion, chronically ill and elderly patients, home care, Nurses, Expert Interviews

Um dem demografischen Wandel in Deutschland zukünftig angemessen begegnen zu können, sind verstärkt Konzepte der Gesundheitsförderung und Prävention von Pflegebedürftigkeit erforderlich, die nicht erst ansetzen, wenn sich Funktionseinbußen und gesundheitliche Beeinträchtigungen bereits manifestier t haben. Wieweit diese Erkenntnis die Praxis bestimmt und welche Bedingungen hier zur Umsetzung von Gesundheitsförderung und Prävention gegeben sind, ist eine offene Frage, die im Mittelpunkt einer explorativen Untersuchung stand. In ihr wurden zwölf Exper teninterviews mit Pflegefachkräften ambulanter Pflegedienste der Region OWL (Ostwestfalen -Lippe) durchgeführ t. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass mit Multimorbidität und Chronizität verbundene Pflegephänomene das Geschehen in der ambulanten Pflege maßgeblich prägen. Doch die Erkenntnis, dass diese Entwicklung zukünftig weiter voranschreitet und in diesem Zusammenhang Fragen der Prävention von Pflegebedür ftigkeit und Gesundheitsförderung noch an Bedeutung gewinnen, hat sich in der Pflegepraxis offenbar nicht durchgesetzt. Die Sensibilität für Fragen der Prävention und Gesundheitsförderung sind bislang noch gering. In der Zukunft muss daher noch mehr in die Konzept- und auch Kompetenzentwicklung investier t werden und entsprechende Qualifizierungen der Pflegefachkräfte sind erforderlich.

Schlüsselwörter

Prävention und Gesundheitsförderung, chronisch kranke und alte Menschen, ambulante Pflege, Pflegefachkräfte, Exper teninterviews

Subjektive Barrieren der Nutzung von Gesundheitsförderung für pflegende Angehörige

Dagmar Dräger, Stefan Blüher, Katja Kummer, Andrea Budnick

18. Jahrgang 1 (2013) Seite 50-64 ISSN 1430-9653

Health Promotion for Family Caregivers: Subjective Obstacles to Use Submitted Offers

Due to various burdens and health risks, family caregivers are an impor tant target group for health promotion and prevention. On the other hand – according to experience – this target group is ver y difficult to reach and specific offers are rarely used. In this connection a study „Health Promotion for Elderly Family Caregivers“ was conducted. An objective was to offer individual and need-oriented health promotion and to minimize potential obstacles. Despite those effor ts the utilization of specific offers did not meet the expectations. Therefore an additional analysis (128 interviews by telephone) was carried out to detect characteristics of „non-users“ and individual motivations for not accepting a specific proposal for health promotion. One of the main findings is that obstacles are more often connected with personal perceptions than with external circumstances (e.g. organisational problems). Also findings with regard to different attitudes towards ageing are discussed in connection with potential obstacles for health promotion. The analysis shows predominant positive stances on ageing.

Keywords

Health Promotion, Usage, Family Caregivers, Activity, Attitudes towards Ageing

Pflegende Angehörige weisen im Vergleich zur Bevölkerung insgesamt ein höheres Risiko für physische und psychische Erkrankungen auf, die aus pflegebedingten Belastungen resultieren. Insofern stellen informell Pflegende eine relevante Zielgruppe für Gesundheitsförderung und Prävention dar. Er fahrungsgemäß gestalten sich Zugänge zu dieser Zielgruppe jedoch schwierig und die Inanspruchnahme von Angeboten bleibt gering. Hier setzte ein Projekt zur „Gesundheitsförderung für ältere pflegende Angehörige“ an, dessen Anliegen darin bestand, bedar fsgerechte Angebote in zugehender Weise an die Zielgruppe heran zu tragen und etwaige Barrieren der Inanspruchnahme so niedrig wie möglich zu halten. Dennoch blieb die Nutzung der niederschwelligen Angebote zur Gesundheitsförderung hinter den Erwar tungen zurück. Vor diesem Hintergrund stellen sich Fragen nach spezifischen Merkmalen und subjektiven Einstellungen von Nichtnutzern und ihren individuellen Begründungen für die Nichtinanspruchnahme, die in einer telefonischen Befragung (n = 128) ermittelt wurden. Eine entsprechende Analyse spontan geäußer ter Begründungen zeigt, dass insbesondere Aspekte des persönlichen Befindens im Sinne subjektiver Barrieren im Vordergrund stehen. Bei der Überprüfung altersbezogener Haltungen in Form von Alter(n)sbildern bieten die überwiegend positiven Einstellungen eine Grundlage zur Diskussion.

Schlüsselwörter

Gesundheitsförderung, Inanspruchnahme, pflegende Angehörige, Aktivitätsstatus, Alter(n)sbilder

Artikel Pflege & Gesellschaft 2/2013

Forensisch-psychiatrische Pflege im Maßregelvollzug Motor für gesellschaftliche Innovation

Harald Joachim Kolbe

18. Jahrgang 2 (2013) Seite 101-116 ISSN 1430-9653

Forensic psychiatric nursing. Motor for innovation in society
In the debate about lifetime inprisonment for public protection and compulsor y treatment of psychiatric patients the European High Court for Human Rights and the Federal Constitutional Board of Germany recently emphasized the patients right for rehabilitation and self determination. The political program is changing from seclusion to rehabilitation. Forensic nursing has a great potential for innovation in correctional services, especially in forensics. Nurses contribute to reduction of dangerousness and coping of mental illnesses while are focussing on ever yday life with mental illness and deviant behavior. If patients are incapable of or denying treatment nurses are the one in the frontline who guarantee public safety by physical presence. Their professional job realizes the fundamental ideas of democracy in forensics. This ar ticle develops the concepts freedom and safety as constitutive moments for both, democracy and forensic psychiatric nursing. An overview of the current discussion about the reform of psychiatr y and law in Germany is followed by a research agenda for forensic psychiatric nursing research.

Keywords

Forensic psychiatric nursing, Reform of psychiatr y and law, Challenges and needs, reserach agenda

Die jüngste Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) und des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zum Recht und zur Praxis der Sicherungsverwahrung im Rahmen der Gefahrenabwehr sowie zur medikamentösen Zwangsbehandlung stellen neue Herausforderungen an die Rechtspolitik, die Vollzugs- und Behandlungspraxis und deren wissenschaftliche Reflexion. Hierbei zeichnet sich eine Entwicklung ab, Sicherheit nicht (mehr) nur durch Wegschließen zu erreichen, sondern vorrangig durch Therapie- und Rehabilitationsangebote. Der psychiatrischen Pflege im Maßregelvollzug kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Pflegende tragen innerhalb multiprofessioneller Behandlungsteams zur öffentlichen Sicherheit, zur Gefährlichkeitsreduktion, Bewältigung einer psychischen Anlasserkrankung und Wiedereingliederung psychisch kranker Rechtsbrechern in die Gesellschaft bei. Bei fehlender Therapiemotivation oder ausbleibenden Therapieerfolgen gewährleisten sie die Sicherung von als gefährlich anerkannten psychisch kranken Personen.psychiatrischen Pflege im Maßregelvollzug. Darauf aufbauend werden die aktuelle Situation rund um die Reform des Sanktionenrechts skizziert sowie die daraus resultierenden Herausforderungen und Bedarfe. Den Abschluss bildet ein Vorschlag für eine Agenda zur Pflege und Versorgungsforschung.

Schlüsselwörter

Forensisch-psychiatrische Pflege, Reform des Sanktionenrechts, Herausforderungen und Bedarfe, Forschungsagenda

Die Pflege strafrechtlich nach § 63 StGB in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebrachter Personen. Eine juristische Betrachtung

Heinz Kammeier

18. Jahrgang 2 (2013) Seite 117-137 ISSN 1430-9653

Forensic nursing of mentaly ill offenders in a forensic-psychiatric hospital (according § 63 StGB).

A legal perspective In Germany forensic-psychiatric hospitals are par t of the criminal justice system. By law mentally ill offenders can be detained for unlimited duration to protect the public. On the other hand, those detained have to be offered interventions designed to reduce their risk. Only in a few cases are medical interventions required solely or primarily. Forensicpsychiatric nursing has a significant role in the care of mentally ill, personality disordered or learning disabled offenders detained in psychiatric institutions. Through socio- and milieutherapy, forensic-psychiatric nurses enable the development of a stablenurse-patient relationship and thereby contribute to the reduction of dangerousness and public safety. Therefore, forensic-psychiatric nurses contribute independently to the therapy of these patients.

Keywords

Forensic psychiatr y, forensic nursing, healthcare provision

Das psychiatrische Krankenhaus des Maßregelvollzugs ist in erster Linie eine Vollzugsbehörde, deren Aufgabe darin besteht, die Allgemeinheit durch unter Umständen viele Jahre dauernden Freiheitsentzug der in ihr untergebrachten Personen zu schützen. Andererseits hat es den untergebrachten Personen Hilfen anzubieten, die dazu beitragen sollen, deren Gefährlichkeit zu reduzieren. Nur bei einem Teil dieser Personen sind ärztliche Maßnahmen allein oder primär indiziert. Demgegenüber kommt bei allen psychisch kranken, persönlichkeitsgestör ten und intelligenzgeminder ten Untergebrachten den Pflegenden eine herausgehobene Aufgabe und Bedeutung zu. Mit ihrer kontinuierlichen und auf dem Erhalt einer stabilen Beziehung gründenden Sozio- und Milieutherapie leisten sie bei vielen Untergebrachten einen überragenden Beitrag zum Abbau ihrer Gefährlichkeit und damit zur Sicherheit der Allgemeinheit. In diesem Sinne übt Pflege eigenständig Heilkunde aus.

Schlüsselwörter

Maßregelvollzug, forensische Pflege, Heilkundeausübung

Professionelles Selbstverständnis von Pflegenden in der forensischen Psychiatrie – eine qualitative Studie in Anlehnung an die Grounded Theory

Nadine Schüßler

18. Jahrgang 2 (2013) Seite 138-152 ISSN 1430-9653

The Professional Self-concept of Nurses in Forensic Psychiatr y – a Qualitative Study

The professional self-concept of nurses and nursing in general in forensic mental health institutions has not yet been the focus of national or international research. The article discusses parts of a master thesis, in which a qualitative approach was used to explore the professional self-concept of nurses working in forensic psychiatric institutions. The study was designed on the basis of Grounded Theory. Eleven problem-centered interviews were conducted with nurses who had a three-year-diploma in nursing or a degree as nurse for special education. The central category „being a professional creator of relationships“ emerged. It was shown that this important aspect of nursing care becomes part of the self-concept. Nurses´ strategies to uphold this self-concept include interactions aiming at educational and security-oriented aspects as well as daily living skills of the patients. With this central categor y, more integration of topics on constructing professional relationships and evaluation thereof is called for in nursing education in this particular setting.

Keywords

forensic psychiatric nursing, grounded theory, professional self-concept

Zur Pflege und ihrem Selbstverständnis in der forensischen Psychiatrie liegen bisher kaum internationale oder nationale Ergebnisse vor. Der Artikel zeigt Auszüge aus einer Qualifikationsarbeit auf Masterniveau, in welcher mit Hilfe eines qualitativen Forschungsdesigns das professionelle Selbstverständnis von Pflegenden in der forensischen Psychiatrie untersucht wurde. Das Forschungsvorhaben orientier te sich methodisch an der Grounded Theory. Elf problemzentrierte Interviews mit examinierten Alten-, Kranken- und Heilerziehungspflegern wurden analysiert. Als Ergebnis trat die zentrale Kategorie „professionelle Beziehungsgestalter“ hervor. Es konnte gezeigt werden, dass dieser wichtige Inhalt pflegerischen Handelns zugleich zum Selbstverständnis der befragten Pflegenden wird. Im Hinblick auf Strategien des Umgangs mit diesem Verständnis konnten Interaktionen unter erzieherischen, sicherheitsorientierten, alltagspraktischen wie auch therapeutischen Zielsetzungen namhaft gemacht werden. Vor dem Hintergrund der zentralen Kategorie ist es sinnvoll, eine vermehrte Integration von beziehungsgestalterischen und -evaluierenden Aspekten in die Ausbildung Pflegender im Setting der Forensischen Psychiatrie zu diskutieren.

Schlüsselwörter

Forensisch-Psychiatrische Pflege, Grounded Theor y, Professionelles Selbstverständnis

 

Artikel Pflege & Gesellschaft 3/2013

Implementierungs- und Disseminationsforschung – ein notwendiger Diskurs

Martina Roes, Anneke de Jong, Ines Wulff

18. Jahrgang 3 (2013) Seite 197-213 ISSN 1430-9653

Implementation and Dissemination Research – a necessary discourse

Methods of implementation and its theoretical references, concepts of knowledge circulation, and criteria for assessment of implementation and dissemination processes are established subjects of implementation and dissemination science. Due to the foundation of the research group ‚Knowledge Circulation and Implementation’ at the German Center for Neurodegenerative Diseases (DZNE) in 2010 and the ‘Section Dissemination and Implementation (SDI)’ in the German Society of Nursing Science (DGP) in 2012, the national and international discourses of the implementation and dissemination research has been more deeply thematized. This paper focusses on ‘knowledge and behaviour’, and ‘adaptation and sustainability’ as well as indications for the contribution of the implementation and dissemination research for nursing science.

Keywords

Implementation and Dissemination Research; Black-Box-Phenomena, evidence-basedpractice, knowledge circulation, adaptation

Implementierungsmethoden sowie deren theoretische Bezüge, Konzepte der Wissenszirkulation, oder auch Ergebnismaße zur Bewertung von Implementations- und Disseminationsprozessen sind etablierte Gegenstandsbereiche der Disseminations- und Implementierungswissenschaft (DIW). Mit der Einrichtung einer Forschungsgruppe „Wissenszirkulation und Implementierung1“ am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) 2010 und der Gründung der „Sektion Dissemination und Implementierung (SDI)“ (Buscher et al. 2011, 2012) in der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) 2012 wird dem nationalen und internationalen Diskurs der noch jungen Disziplin Implementierungs- und Disseminationsforschung auch in Deutschland verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen „Wissen und Handeln“ und „Adaptation und Nachhaltigkeit“ sowie Hinweise auf den Beitrag der Implementierungs- und Disseminationsforschung für die Pflegewissenschaft.

Schlüsselwörter

Implementierungs- und Disseminationsforschung, Black-Box-Phänomene, Evidence-informed Practice, Wissenszirkulation, Adaptation

Implementierungs- und Disseminationswissenschaft – Konzeptionelle Analyse von Gaps zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis

Martina Roes, Ines Buscher und Christine Riesner

18. Jahrgang 3 (2013) Seite 213-235 ISSN 1430-9653

Implementation and Dissemination Science – Analysis of Gaps between knowledge, politics and practice

There are many known barriers, which influence and delay the implementation of evidence based/evidence informed innovations in practice. One reason for this lies in a controversial debate between the different stakeholders (research, practice and politics). In this article we focus on three gaps: (1) between research and politic, (2) between politic and practice and (3) between practice and research in the context of nursing care. A discourse about these three gaps is understood as an important step to discuss three Major questions: (1) How do we include discussions about implementation and dissemination in nursing science? (2) How do political decision become part of a scientific discourse? (3) How does nursing science include implementation questions coming from a practice point of view?

Keywords

gap-trias; political decisions, research-practice-gap; policy-practice-gap; research-policy gap; quality; working group dissemination and implementation

Eine Vielzahl von Barrieren führt dazu, dass (evidence1 basierte) Innovationen teilweise mit starken zeitlichen Verzögerungen in pflegerische Handlungsroutinen überführt werden. Eine Ursache hierfür sind partiell kontroverse Denkrichtungen resp. ein mangelndes Verständnis zwischen den am Versorgungsprozess beteiligten Akteuren, Wissenschaft, Praxis und Politik. In diesem Beitrag werden die Gaps2 (Lücken) zwischen (1) Wissenschaft und Politik, (2) Politik und Praxis und (3) Praxis und Wissenschaft konzeptionell analysiert und anhand von pflegeassoziierten Beispielen veranschaulicht. Die dargestellten für den Implementierungs- und Disseminationsdiskurs wichtigen drei Gaps münden in eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Diskurses für die Pflegewissenschaft in Deutschland. Diskutiert werden die folgenden Fragestellungen: (1) Wie wird Implementierung und Dissemination zum jetzigen Zeitpunkt in der Pflegewissenschaft aufgegriffen? (2) Wie werden politische Entscheidungen zum Gegenstand eines Wissenschaftsdiskurses? (3) Wie werden praxisrelevante Fragestellungen im Pflegewissenschaftsdiskurs aufgegriffen?

Schlüsselwörter

Gap-Trias, politische Entscheidungen, Wissenschaft-Praxis-Gap, Praxis-Politik-Gap, Wissenschaft- Politik-Gap, Qualität, Sektion Dissemination und Implementierung (SDI)

Einflussfaktoren in Disseminations- und Implementierungsprozessen

Tina Quasdorf, Matthias Hoben, Christine Riesner, Martin Nikolaus Dichter, Margareta Halek

18. Jahrgang 3 (2013) Seite 235-252 ISSN 1430-9653

Influencing factors in dissemination and implementation processes Due to the requirement of an evidence-based nursing practice, nursing homes constantly have to deal with innovations and associated processes of change. The implementation of such innovations is often highly complex and subject to numerous factors that can inhibit or facilitate it. This paper provides an overview of factors influencing implementation processes as discussed in the international literature. The particular importance of organizational context factors is pointed out. Furthermore, the impact of the care Team, as an integral part of the organizational context of nursing facilities, and its impact on implementation processes is illustrated and discussed, drawing on examples of the Leben-QD II study. These point out that teams with different characteristics act in different ways and also have different capabilities for successful dissemination and implementation processes. To sum up it becomes apparent, that systematically analyzing and considering factors which influence dissemination and implementation processes is required to facilitate their success.

Keywords

implementation, dissemination, influencing factors, Team

Die Forderung nach einer evidenzbasierten Pflegepraxis führt dazu, dass Pflegeeinrichtungen sich beständig mit Neuerungen und damit einhergehenden Veränderungsprozessen auseinandersetzen müssen. Die Implementierung von Neuerungen ist häufig hochkomplex und unterliegt zahlreichen Einflussfaktoren, die sie begünstigen oder hemmen können. In diesem Beitrag wird ein Überblick über Einflussfaktoren von Implementierungsprozessen gegeben, die in der internationalen Literatur diskutiert werden. Die besondere Bedeutung von Organisationskontextfaktoren wird hervorgehoben. Als wesentlicher Bestandteil des Organisationskontextes von Pflegeeinrichtungen werden darüber hinaus das Pflegeteam und sein Einfluss auf Implementierungsprozesse anhand von Beispielen aus der Leben-QD II-Studie dargestellt und diskutiert. Hier wird deutlich, dass Teams mit unterschiedlichen Merkmalen unterschiedlich agieren und unterschiedliches Potenzial für gelungene Disseminations- und Implementierungsprozesse aufweisen. Insgesamt wird deutlich, dass für die erfolgreiche Umsetzung von Disseminations- und Implementierungsprozessen eine systematische Auseinandersetzung mit deren Einflussfaktoren notwendig ist.

Schlüsselwörter

Implementierung, Dissemination, Einflussfaktoren, Team

Berufsbildungsforschung in der Pflege. Ein Beitrag der Sektion Bildung

Frank Arens, Elfriede Brinker-Meyendriesch

18. Jahrgang 3 (2013) Seite 268-281 ISSN 1430-9653

This article discusses fields of research within professional eduction based on the development of a national reserach agenda for nursing science. Hence current positions and statements are analysed using the structure of a matrix for professional education research. In conclusion the article presents major reserach needs for future professional education.

Keywords

Vocational Education Research, nursing education, Nursing Research Agenda

Ausgehend von den Entwicklungen einer Agenda Pflegeforschung wird in diesem Beitrag ein Instrument zur Erfassung der Berufsbildungsforschung in der Pflege dargestellt. Es werden unter Berücksichtigung einer Strukturmatrix zur Berichterstattung in der Berufsbildungsforschung exemplarisch aktuelle Positionen und Befunde zusammengetragen und hieraus künftig prioritär zu berücksichtigende Forschungsfragen abgeleitet.

Schlüsselwörter

Berufsbildungsforschung, Pflegebildung, Agenda Pflegeforschung

Artikel Pflege & Gesellschaft 4/2013

Komplexe Wirkungszusammenhänge in der Pflege erforschen: Konzepte statt Rezepte

Ulrike Höhmann, Sabine Bartholomeyczik

18. Jahrgang 4 (2013) Seite 293-312 ISSN 1430-9653

Researching complex relationships of effects in nursing – concepts instead of prescriptions Research on effects of complex nursing interventions often is oriented towards normative (natural)scientific models which actually do not meet the subject’s requirements. However, the mere utilization of qualitative methods does not result in the intended insight. Considering this, the article shows that every evaluation research has to be primarily oriented towards the theoretical foundation of the research question. Both methodological approaches (quantitative and qualitative) have to relate to each other in an integrated summative and formative evaluation design.

Keywords

theory based evaluation research, effectiveness research, intervention Research, complex interventions, programme theory

Die Wirksamkeitsüberprüfung komplexer pflegerischer Interventionen orientiert sich oft normativ an naturwissenschaftlichen Modellvorstellungen, die dem Gegenstand nicht gerecht werden. Jedoch bringt der alleinige Einsatz qualitativer Methoden auch nicht den gewünschten Erkenntnisgewinn. Vor diesem Hintergrund wird das Erfordernis herausgearbeitet, jedes Evaluationsvorgehen an der theoretischen Konzeption der Fragestellung auszurichten und beide Methodenansätze (quantitativ und qualitativ) in einem integrierten summativen und formativen Evaluationsdesign aufeinanderzubeziehen.

Schlüsselwörter

Theoriebasierte Evaluationsforschung, Wirkungsforschung, Interventionsforschung, Komplexe Interventionen, Programmtheorie

Interdisziplinäres Lernen in der Pflegewissenschaft – mit einem Modell für fallbezogene Projektarbeit

Maxine Saborowski, Ingrid Kollak

18. Jahrgang 4 (2013) Seite 312-327 ISSN 1430-9653

Interdisciplinary learning in nursing science – with a model for a case-related project seminar Nursing science is interdisciplinary in a double sense: On the one hand, as a young discipline it is interdisciplinary in its internal structure. On the other hand, nursing research and practice increasingly require the ability to work interdisciplinary. This encompasses not only the medical field, also technical and juridical questions need to be covered, as latest studies concerning skills needs for nursing professionals show. The skills needs are increasing: Therefore the Deutsche Wissenschaftsrat (German Science Council) suggests a larger share of academically educated nursing professionals. Working interdisciplinary should already be part of academic education and practiced in multidisciplinary seminars. For teachers, multidisciplinary groups are especially challenging, since students have widely different prior knowledge. To conclude, we describe how to take advantage of the prior knowledge of students in project seminars where students can learn from each other. For this approach, we suggest to use the „Human centered design toolkit“ which we introduce here.

Keywords

Nursing science, design, multidisciplinarity, professional education, academic studies, academisation, teaching methods

Pflegewissenschaft ist in zweifacher Hinsicht interdisziplinär: Zum einen ist sie als junges Fach in sich interdisziplinär zusammengesetzt, zum anderen wird in der Praxis die Fähigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit immer wichtiger. Dabei ist nicht nur die Zusammenarbeit mit der Medizin gemeint, sondern auch technische oder rechtliche Fragen, wie aktuelle Studien zu den Qualifizierungsanforderungen für Pflegekräfte betonen. Auch steigt der Qualifikationsbedarf insgesamt: Der Wissenschaftsrat fordert daher einen größeren Anteil akademisch ausgebildeter Fachkräfte in der Pflege. Das interdisziplinäre Zusammenarbeiten sollte bereits im Studium im Rahmen entsprechender fächerübergreifender Veranstaltungen geübt werden. Für Lehrende sind interdisziplinäre Gruppen eine besondere Herausforderung, weil das Vorwissen der Studierenden sehr unterschiedlich ist. Abschließend wird gezeigt, wie das unterschiedliche Vorwissen in der Projektarbeit genutzt werden kann, damit Studierende voneinander lernen. Anhandeines Modells für einen Gestaltungsprozess (dem „Human centered design toolkit“)  wird dieses Vorgehen praktisch erläutert.

Schlüsselwörter

Pflegewissenschaft, Technik, Interdisziplinarität, Ausbildung, Studium, Akademisierung, Lernen

Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Pflegefachkräften in der vollstationären Altenpflege

Kerstin C. Freund

18. Jahrgang 4 (2013) Seite 328-343 ISSN 1430-9653

Tasks and responsibilities of nurses in Long – Term Care Facilities Staff shortage requires finding new solutions for saving medical and nursing care of People living in Germany, while nursing is attached with great importance. It is not clear, which tasks are exercise to nurses’ responsibility in different settings or have to be assigned to them. It is also unclear, which qualifications are currently provided by nurses in order to meet the requirements of medical and nursing care in future. The present paper considers the setting of long term care facilities. Based on the content Analysis ccording to Mayring, initially responsibility, tasks and activities as well as professional qualifications are described and __a differentiation between treatment and medical care is made. In a second step, a comparison of the identified tasks is drawn to the qualifications provided by nursing education. As a result, it should be noted that structural changes in health care system are needed to integrate human qualification resources supplied by nurses and to ensure the quality of medical and nursing care.

Keywords

long – term care facilities, tasks, responsibility, qualification

Der Personalmangel im Gesundheitswesen fordert die Verantwortlichen auf, neue Lösungen für die Ausgestaltung der Sicherstellung der medizinischen und pflegerischen Versorgung der in Deutschland lebenden Bevölkerung zu finden. Dabei wird der Pflege ein großer Stellenwert beigemessen. Unklar ist bisher, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten Pflegekräften in den unterschiedlichen Settings wahrnehmen oder ihnen zu zuordnen sind und welche Qualifikationen durch die Pflege bereitgestellt werden, um den Versorgungsanforderungen begegnen zu können. Die vorliegende Arbeit betrachtet das Setting „vollstationäre Altenpflegeeinrichtung“. Anhand der Inhaltsanalyse nach Mayring werden zunächst Verantwortlichkeit, Aufgaben und Tätigkeiten sowie berufliche Qualifikationen beschrieben und eine Abgrenzung von Behandlungssicherungspflege zur medizinischen Pflege sowie der Grundpflege vorgenommen. In einem zweiten Schritt erfolgt ein Abgleich der identifizierten Aufgaben zu den bereitgestellten Qualifikationen in der Pflege. Im Ergebnis ist festzustellen, dass strukturelle Veränderungen im Gesundheitswesen erforderlich sind, um die bereitgestellten Personalressourcen der Pflege versorgungs- und qualitätssichernd einzubinden.

Schlüsselwörter

Altenpflege, Aufgaben, Verantwortung, Qualifikationen

Das demenzielle Syndrom in unserer Gesellschaft (DiuG)

Sascha Muz, Stefan Schmidt, Roswitha Sterr

18. Jahrgang 4 (2013) Seite 344-370 ISSN 1430-9653

The Dementia Syndrome in our Society – a Study of Possible Barriers Generated by Society that Hinder Early Diagnosis of the Dementia Syndrome Background: Demographic developments in Germany are leading to a situation where medical and care services, but also social and political forces are focusing their Attention on dementia disorders. Individuals are forming their own subjective theories based on their own experience, the experience of others and knowledge imparted by the media. This study looks at subjective theories on dementia and asks whether these can lead to barriers being generated by society that hinder an early diagnosis of dementia.

Keywords

Dementia, Systems Theory, Society, Social Representation, Access Barriers

Hintergrund: Die demografische Entwicklung in Deutschland führt dazu, dass demenzielle Erkrankungen in den Fokus medizinisch-pflegerischer, aber auch gesellschaftlicher medial vermitteltes Wissen bilden subjektive Theorien beim Individuum. Folgende Studie beschäftigt sich mit subjektiven Theorien zum Thema Demenz und ob diese zu möglichen gesellschaftlich generierten Zugangsbarrieren zu einer frühzeitigen Diagnosestellung bei Demenz führen können.
Fragestellung: Bestehen gesellschaftliche Zugangsbarrieren, die eine frühe Diagnosestellung des demenziellen Syndroms verhindern oder verzögern?

Schlüsselwörter

Demenz, Systemtheorie, Gesellschaft, Soziale Repräsentation, Zugangsbarrieren