Am 03.10.2017 wurde Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ruth Schröck das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse durch den Generalkonsul Jens-Peter Voss in Edinburgh überreicht. Mit dieser Auszeichnung durch den Bundespräsidenten wird die herausragende Rolle Ruth Schröcks für die Entwicklung der deutschen Pflegewissenschaft gewürdigt.

Ruth Schröck ist eine Wegbereiterin und Begleiterin der Pflegewissenschaft und der wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Pflegewissenschaft in Deutschland. Sie hat sich seit mehr als 40 Jahren um die Professionalisierung der Deutschen Pflegewissenschaft und die Entwicklung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft verdient gemacht hat.

Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Pflegewissenschaft in Deutschland. Sie wurde 1989 als „Deutscher Verein zur Förderung von Pflegewissenschaft und -forschung“ (DV Pflegewissenschaft) gegründet. Diese Gründung basierte auf den Aktivitäten lehrender und leitender Pflegepersonen und wurde durch diese (u.a. Ruth Schröck) initiiert. Die akademische Entwicklung der Pflege, im internationalen Kontext bereits seit langem Standard, wurde seinerzeit in Deutschland gegen zahlreiche Widerstände auf den Weg gebracht und erste pflegewissenschaftliche Forschungsprojekte wurden mit einfachsten Mitteln durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt existierte in der damaligen Bundesrepublik Deutschland noch kein pflegespezifischer Regelstudiengang. Durch die Gründung des DV Pflegewissenschaft sollte die sich entwickelnde akademische Pflege einen unterstützenden Impuls erhalten. Dies gelang.

Heute hat die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft ca. 800 Mitglieder. Sie bearbeitet eine Vielzahl inhaltlicher Themen in elf Sektionen, bietet mit einer eigenen Ethikkommission ein ethisches Clearing von Forschungsanträgen an, führt regelmäßig Tagungen durch und wird in pflegewissenschaftlichen Fragen von politischer Seite angefragt.

Nicht zuletzt durch die engagierte Arbeit der Gründungsmitglieder der DGP wie Ruth Schröck ist es gelungen, die Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland nach einer vergleichsweise kurzen Zeit zu Erfolgen in der akademischen Ausbildung als auch in der Forschung zu führen. Existierte 1989 noch kein pflegebezogener Regelstudiengang, gibt es 2017 mehr als 10 000 Studierende im Pflegekontext (z. B. für Pflegewissenschaft und –management sowie klinische Pflege) an rund 80 Hochschulen in Deutschland. Auch wenn diese Zahl bei mehr als 1,5 Millionen Pflegenden in der Kranken- Kinderkranken- und Altenpflege gering erscheint, zeigt sich darin doch die Entwicklung der letzten Jahre.

An dieser Entwicklung der Pflegewissenschaft in Lehre und Forschung und insbesondere an der Entwicklung der DGP war Frau Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ruth Schröck nicht nur in vielfacher Weise beteiligt, sie war auch über ca. 10 Jahre  Vorsitzende der DGP. Dabei muss besonders hervorgehoben werden, dass diese Aktivitäten stets ehrenamtlich erfolgten und weit über das Maß der beruflichen Anforderungen als Hochschullehrerin hinausgingen.

Ruth Schröck wurde am 7. Juli 1931 in Berlin geboren. Dort studierte sie an der Freien Universität Philosophie und Biologie. In Großbritannien (Bristol) absolvierte sie dann eine Ausbildung zur Krankenschwester und psychiatrischen Fachkrankenschwester. Daran schloss sie ein pflegewissenschaftliches, philosophisches und sozialwissenschaftliches Studium in Edinburgh an. Nach dem Abschluss als Master of Arts promovierte sie 1981 an der Universität von Edinburgh zum PhD. Sie lehrte und forschte an schottischen Universitäten, zuletzt als Professorin für Pflege und Leiterin des Fachbereiches Gesundheit und Pflege an der Universität Edinburgh.

In der BRD war Ruth Schröck die erste Professorin für Pflegewissenschaft und Sozialwissenschaften. Sie baute in den 1990-ziger Jahren an der Fachhochschule Osnabrück den ersten pflegebezogenen Diplomstudiengang mit auf, der 1991 startete. Ihr Engagement in Deutschland setzte sie weiter fort, indem sie an der Universität Witten/ Herdecke den ersten universitären Lehrstuhl für Pflegewissenschaft besetzte und das erste deutsche Postgraduiertenprogramm (zu Beginn von der Robert Bosch Stiftung gefördert) mit aufbaute. Ruth Schröck leitete dieses Programm mit Beginn seiner Etablierung im Jahr 1997   und war auch nach ihrer Emeritierung bis 2006 in dieser Funktion tätig.

Neben wissenschaftstheoretischen und pflegegeschichtlichen Fragestellungen galt ihr Interesse auch stets der Pflege als einer Praxisdisziplin. Im Mittelpunkt der Pflege stand daher stets der pflegebedürftige Mensch als Adressatin und als Adressat pflegerischer Leistungen. Richtungsweisend waren ihre Arbeiten zu Konzepten zur Unterstützung der Alltagskompetenz von chronisch kranken Menschen, die auch heute noch Gültigkeit haben.

Beispiele für weitere nationale und internationale Aktivitäten von Ruth Schröck war ihr Engagement für die Entwicklung des „European Network for Doctoral Nursing Programmes“ an der University of Surrey, das auch deutsche Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler in ihrer Entwicklung unterstützte.

Ihr Einsatz schlägt sich in zahlreichen Ehrenmitgliedschaften und Auszeichnungen nieder. So erhielt Ruth Schröck u.a. folgende Ehrungen:

  • Honorary Member der Nursing Studies Association of the University of Edinburgh
  • Ehrenmitglied des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK)
  • Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP)
  • Doktorgrad ehrenhalber (Doctor of Letters) der Universität Glamorgan.
  • Pflegepreis des Deutschen Pflegerates
  • Honorary Professor of Nursing Queen Margaret College Edinburgh
  • Doktorgrad ehrenhalber Doctor of Science in Social Science of the University Edinburgh
  • Doktorgrad ehrenhalber der Universität Witten-Herdecke
  • Medaille der Robert-Bosch-Stiftung
  • Agnes-Karll-Medaille des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK)

Kennzeichnend für Pionierinnen wie Ruth Schröck war, dass sie nicht auf nationale Vorarbeiten oder Vorbilder zurückgreifen konnten. Sie waren auf ihre Visionen, ihr  Engagement und ihre Tatkraft angewiesen und schufen so die Voraussetzung zur Entwicklung und Gestaltung der akademischen Pflege. Zahlreiche der heutigen Hochschullehrerinnen und –lehrer haben Frauen (und wenigen Männern) wie Ruth Schröck ihre pflegewissenschaftliche Prägung zu verdanken.

Wir beglückwünschen Ruth Schröck zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes!

Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V.

Duisburg, 14.10.2017

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